Impfungen sind bei Menschen und auch beim Hund ein kontrovers diskutiertes Thema. Viele Hundehalter ärgern sich über vermeintlich unnötig viele Impfungen und Impfauffrischungen und sorgen sich über mögliche Nebenwirkungen der Impfung. Bei der Diskussion um das Thema wird jedoch häufig außer Acht gelassen, dass es nur durch eine gute Impfabdeckung gelungen ist, verschiedene Infektionskrankheiten bei Hunden unter Kontrolle zu bringen und dass Impfungen auch für das Einzeltier den zuverlässigsten Schutz vor einigen lebensgefährlichen Erkrankungen bieten.
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Impfungen beim Hund
Impfempfehlungen der StiKo Vet
Es gibt für Hunde viele zugelassene Impfstoffe, die nicht alle bei jedem Hund geimpft werden müssen oder sollten. Um Tierärzte über vorhandene Impfstoffe zu informieren und Empfehlungen zum Einsatz der Impfstoffe abzugeben, hat sich die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) gebildet. Diese unabhängige Expertengruppe gibt für verschiedene Tiergruppen Impfleitlinien heraus. Die Impfempfehlungen für unsere Hunde sind in der ‚Leitlinie zur Impfung von Kleintieren‘ enthalten. Wichtiger Kernpunkt der Impfempfehlungen der StiKoVet ist dabei, dass einerseits so viele Tiere wie möglich geschützt werden, andererseits das Einzeltier nur so häufig wie nötig geimpft werden soll.
Wichtige Impfungen beim Hund
Die StiKo Vet unterscheidet bei der Wichtigkeit verschiedener Impfungen in unterschiedliche Kategorien: 1. Core-Vakzine, gegen die jeder Hund zu jeder Zeit geschützt sein sollte, 2. Non-Core Vakzine, gegen die eine Impfung unter bestimmten Bedingungen oder 3. nur in Ausnahmefällen sinnvoll ist und 4. Impfungen, deren Anwendung nicht empfohlen wird.
Core-Vakzine
Als Core-Vakzine werden für den Hund die Impfungen gegen Staupe, Parvovirose und Leptospirose eingestuft.
Staupe ist eine seit Jahrhunderten beim Haushund bekannte Viruserkrankung, die auch bei einigen anderen Tierarten (u. a. Katzen) beschrieben wurde. Je nach befallenem Organsystem kann sie – neben hohem Fieber – zu Symptomen von Atemwegserkrankungen, Durchfall, Erbrechen oder in fortgeschrittenen Fällen auch zentralnervösen Erscheinungen führen. In der deutschen Hundepopulation ist die Erkrankung durch die Impfung stark zurückgegangen, sie wird jedoch bei Importhunden ohne Impfung noch häufiger diagnostiziert. Es gibt keine ursächliche Therapie, so dass erkrankte Hunde nur symptomatisch behandelt werden können. Aus diesem Grund ist die Impfung eine wichtige Prophylaxe zur Vermeidung von Staupe-Erkrankungen.
Die Canine Parvovirose ist eine hoch ansteckende und akut verlaufende Viruserkrankung. Typische Symptome sind blutiger Durchfall und Fieber. In Blutuntersuchungen lässt sich häufig ein starker Abfall der weißen Blutkörperchen nachweisen (Leukopenie). Da diese Zellen für die Immunabwehr von großer Wichtigkeit sind, sind betroffene Hund anfällig für bakterielle Sekundärinfektionen. Erkrankte Tiere benötigen häufig eine intensivmedizinische Versorgung.
Die Leptospirose wird nicht durch Viren verursacht, sondern durch Bakterien. Die Krankheit kommt weltweit (auch bei Hunden in Deutschland) vor. Die durch sie verursachten klinischen Veränderungen sind variabel und reichen von Nieren- und Leberfunktionsstörungen zu immer häufiger beobachteten Erkrankungen des Atemtraktes. Leptospirose-Erkrankungen bei Hunden verlaufen nicht selten lebensgefährlich und eine Ansteckung des Menschen durch den Hund ist möglich. Aus diesen Gründen handelt es sich bei der Leptospirose-Impfung um eine Core-Vakzine, die nicht nur für den Populationsschutz sondern auch für den Schutz des einzelnen Hundes von großer Wichtigkeit ist.
Bei der Leptospirose ist es wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene „Erregertypen“ (Serovare) gibt, die regional unterschiedlich häufig vorkommen. Optimal geschützt werden Hunde mit sogenannten polyvalenten Impfstoffen, die gegen mehrere dieser Serovare schützen. Hier kann es Sinn machen, den impfenden Tierarzt einmal zu dem eingesetzten Impfstoff zu befragen. Während bei vielen anderen Erkrankungen länger wirksame Impfstoffe erhältlich sind, muss die Leptospirose-Impfung jährlich wiederholt werden.
Häufig eingesetzte Non-Core-Vakzine
Die Hepatitis contagiosa canis (HCC) ist eine akute Lebererkrankung, die durch das canine Adenovirus 1 (CAV-1) verursacht wird. Die langjährige, konsequente Impfung gegen HCC hat dazu geführt, dass die Erkrankung aus der deutschen Hundepopulation weitgehend verschwunden ist und von der StIKo nicht mehr als Core-Vakzine eingestuft wird. Der Impfstoff ist jedoch in vielen in der tierärztlichen Praxis gebräuchlichen Kombinationsimpfstoffen enthalten, so dass die meisten Hunde auch weiterhin gegen diese Krankheit geimpft werden.
Tollwut ist eine für Menschen, Hunde, viele andere Säugetiere und auch einige Vogelarten gefährliche Zoonose (von Tier zu Mensch übertragbare Infektionskrankheit). Die Krankheit verursacht u. a. zentralnervöse Symptome (Verhaltensänderungen wie Aggressivität und Übererregbarkeit, grundlose Lautäußerungen, Lähmungen). Infektionen bei Hunden und auch beim Menschen enden in der Regel tödlich. Als Folge einer konsequenten Bekämpfung der Erkrankung mit Impfungen von Hunden, Katzen und auch Füchsen (Impfköder) gelten Deutschland und seine Nachbarländer als nahezu Tollwut-frei. In Polen treten Tollwut-Fälle noch vereinzelt an der Grenze zu Weißrussland und der Ukraine auf.
Die Tollwut-Impfung wird von der StIKo aktuell nicht mehr als Core-Vakzine eingestuft. Es gibt allerdings nach wie vor gute Gründe für eine Tollwutimpfung: Zunächst sind viele Auslandsreisen mit Hund nur bei vorhandenem Tollwutimpfschutz möglich. Außerdem sind Hunde, die Kontakt zu seuchenverdächtigen Tieren hatten, bei vorhandenem Impfschutz rechtlich nach der Tollwutverordnung bessergestellt und müssen entsprechend weniger drastische Maßnahmen aufgrund des stattgefundenen Kontakts befürchten. Aus diesen Gründen wird die Tollwutimpfung von der StiKo Vet auch weiterhin für viele Hunde empfohlen und bei den meisten Hunden in Deutschland routinemäßig durchgeführt. Auch für eine Teilnahme an Hundeveranstaltungen ist eine Tollwutimpfung in vielen Fällen Pflicht.
Das Canine Parainfluenzavirus (CPiV) ist einer von mehreren Krankheitserregern, die zur Entstehung eines sogenannten Zwingerhusten (infektiöse Tracheobronchitis) beitragen können. Hierbei handelt es sich um eine weltweit vorkommende Infektionskrankheit des Atemtraktes von Hunden. Viele Zwingerhustenerkrankungen verlaufen ohne klinische Anzeichen oder führen nur zu leichten, vorübergehenden Symptomen, die keiner Therapie bedürfen. Insbesondere Welpen, alte oder immungeschwächte Hunde können jedoch auch Lungenentzündungen entwickeln. Da die Impfung gegen Parainfluenza nicht das gesamte Erregerspektrum des Zwingerhustens abdeckt, bietet sie keinen vollständigen Schutz gegen die Erkrankung, kann aber bei Beteiligung von CPiV zu einer deutlichen Abschwächung der klinischen Symptome führen. Die Impfung gegen Parainfluenza ist – gemeinsam mit Staupe, Parvovirose, Hepatitis contagiosa canis, Parainfluenza und manchmal auch Leptospirose und Tollwut – Bestandteil vieler in der tierärztlichen Praxis eingesetzter subkutaner (unter die Haut zu spritzender) Kombinationsimpfstoffe.
Das Bakterium Bordetella Bronchiseptica gehört ebenfalls zum sogenannten Zwingerhusten-Komplex und kann bei erkrankten Hunden trockenen Husten und in Einzelfällen auch Bronchopneumonien (Lungenentzündungen, bei denen primär die Umgebung der Bronchien betroffen sind) verursachen. Im Gegensatz zu den bereits angesprochenen Non-Core-Vakzinen ist die Impfung gegen Bordetella nicht Bestandteil vieler in der tierärztlichen Praxis gängiger subkutan zu verabreichender Kombinationsimpfstoffe. Die StIKo empfiehlt die Bordetella-Impfung für Hunde mit viel Kontakt zu anderen Hunden oder Katzen (z. B. bei Welpen in der Welpenschule oder bei geplantem Aufenthalt in Tierpensionen).
Weitere für den Hund auf dem Markt erhältliche Impfstoffe werden in den Empfehlungen der StIKo Vet angesprochen. Die Nutzung dieser Impfstoffe wird jedoch nur in Ausnahmefällen als sinnvoll beurteilt.
Grundimmunisierung und Impfschema
Neugeborene und Welpen besitzen durch mütterliche (maternale) Antikörper, die sie mit dem Kolostrum der Mutter erhalten haben, einen vorübergehenden, passiven Schutz gegen verschiedene Infektionskrankheiten. Da diese maternalen Antikörper zu einer Neutralisation verabreichter Impfstoffe führen können und die Dauer der maternalen Immunität sich von Hund zu Hund unterscheidet, versucht man durch mehrere Impfungen innerhalb kürzerer Zeitabstände den optimalen Impfzeitpunkt für den Hund zu treffen und so einen durchgehenden Schutz zu gewährleisten. Hierzu gibt es ein Impfschema der StIKo (siehe Tabelle), das von den meisten Kleintierpraktikern befolgt wird. Grundsätzlich muss allerdings betont werden, dass das Thema Impfungen zu komplex für ausnahmslos gültige Impfschemata ist und grundsätzlich nur nach erfolgter tierärztlicher Untersuchung und individueller Impfberatung durch den Tierarzt geimpft werden sollte.
Impfschema gegen die wichtigsten Infektionskrankheiten
Nebenwirkungen von Impfungen
Immer wieder werden Impfungen bei Hunden mit verschiedenen Nebenwirkungen in Verbindung gebracht. Tatsächlich ist das Auftreten von Nebenwirkungen durch Impfungen auch nie vollständig auszuschließen. In den wenigsten Fällen lässt sich jedoch wirklich ein Zusammenhang zwischen vermuteten Impf-Nebenwirkungen und einer erfolgten Impfung nachweisen. Die meisten Experten gehen daher davon aus, dass die angewandten Impfungen in der Regel gut verträglich sind und ihr Nutzen das Risiko von Nebenwirkungen um ein Vielfaches übersteigt.
Anti-Körperbestimmung als Alternative zur Impfung
Ein Thema, das in der letzten Zeit vermehrt Aufmerksamkeit erhalten hat, ist ein möglicher Ersatz von Impfungen durch Antikörper-Titer-Bestimmungen, anhand von denen Aussagen über den noch vorhandenen Impfschutz getroffen werden sollen. Für manche Krankheiten ist dies nach aktuellem Kenntnisstand grundsätzlich nicht sinnvoll, weil der Impfschutz recht kurz ist oder der messbare Antikörper-Titer schlecht mit dem tatsächlichen Schutz vor Erkrankung übereinstimmt. Tatsächlich ist es aber so, dass die StIKo Vet es für einige Erkrankungen (Parvovirose, Staupe und Hepatitis contagiosa canis) für möglich hält, die Bestimmung eines Antikörpertiters als Grundlage für die Impfentscheidung zu nutzen. Aufgrund den mit Titer-Bestimmungen verbundenen wiederholten Blutentnahmen und den daraus resultierenden Belastungen für die Tiere und den mit der Untersuchung verbundenen Kosten empfiehlt die StIKo jedoch in der Regel auch weiterhin die Anwendung der bewährten Impfschemata.
Fazit
Impfungen sind ein wichtiger Bestandteil der Gesundheitsvorsorge unserer Hunde
Nach Ansicht der allermeisten Experten ist davon auszugehen, dass der Nutzen das mit der Impfung verbundene Risiko von Nebenwirkungen um ein Vielfaches übersteigt
Der behandelnde Tierarzt sollte im Einzelfall entscheiden, welche Impfungen sinnvoll sind
Vor einer Impfung sollte immer eine tierärztliche Untersuchung und eine Impfberatung durchgeführt werden
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